Etappe 5 - Die Nangkartshang Peak
Von Tengboche über Dingboche bis auf die Nangkartshang Peak
Start: Tengboche auf 3.870m | Ziel: Dingboche auf 4.360m | Distanz: 11km | Gehzeit: 4:00h | Aufstieg: 580m | Abstieg: 70m
Erster Tagesstopp: Pangboche
Bevor wir am frühen Morgen von Tengboche starteten, putzten wir uns mit Aussicht auf das beeindruckende Bergpanorama die Zähne und stärkten uns bei einer Schale Porridge, ein paar gekochten Eiern und einem Tee für die bevorstehende Tour nach Dingboche. Unser erstes Etappenziel lautete Pangboche auf knapp über 4.000 Metern.
Die Wanderung führte uns durch die klare, eisige Morgenluft durch grüne Rhododendron-Wälder, welche größtenteils mit Moos bewachsen waren und Tieren wie dem Moschusshirsch oder dem wilden Fasan eine Heimat bieten. Tief unter uns hörten wir das Rauschen des Flusses Imja Khola, der größtenteils im Schatten der aufgehenden Morgensonne lag. Immer wieder flogen tief über unseren Köpfen Helikopter hinweg. Sie transportieren hauptsächlich Materialien und Ausrüstung in das Everest Base Camp und fliegen Wanderer sowie Bergsteiger aus, die an der akuten Höhenkrankheit leiden und schnell in tiefergelegene Gefilde gelangen müssen. Je höher wir stiegen desto karger wurde die Vegetation. Ab 4.000m durchschritten wir langsam die Baumgrenze, sodass die Tundra mit ihren niedrigeren, trockeneren Sträuchern, Gräsern sowie Moosen dominierte. Nach etwa zwei Stunden erreichten wir dann das Kani von Pangboche, ein traditioneller, buddhistischer Torbogen.
Pangboche ist ein terrassenförmig angelegter Ort. Die Menschen leben in kleinen Steinhäusern und bauen in ihren Gärten, trotz der Höhe, Gemüse, wie zum Beispiel Kartoffeln an. Das Leben ist hart und einfach. Wäsche flattert auf den Wäscheleinen im Wind und Wasser wird in Wasserkesseln, die in riesigen Parabolspiegel stehen, durch die intensive Höhensonne erhitzt. Nach einer Teepause in Pangboche setzten wir unsere Wanderung nach Dingboche fort.
Auf 4.000m Höhe von Pangboche nach Dingboche
Hinter Pangboche haben aufgrund der Höhe auch die niedrigsten Bäume und die widerstandsfähigsten Sträucher keine Lebensgrundlage mehr. Die Landschaft erscheint trostlos und eisig. Nur noch ein paar beigefarbene Gräser trotzten dem starken Wind, dem wir zielstrebig entgegen stapften. Ungeachtet der kargen Vegetation versetzte uns das Zusammenspiel aus den umliegenden weißen Gipfeln und dem blauen Himmel immer wieder in Erstaunen. In den weiten, hügeligen Ebenen, welche von braunen Felsenteppichen durchsetzt werden, könnt ihr immer wieder wilde Yaks und Pferde beim Grasen beobachten. Gegen 12:00 Uhr tauchten dann endlich in der Weite der brauen Vegetation die grünen Wellblechdächer von Dingboche auf. Umrahmt von gigantischen, schneebedeckten Gipfeln liegt das Dorf Dingboche auf einer Höhe von 4.360m.
Dingboche ist das letzte und höchste bewohnte Sherpa-Dorf im Khumbu Tal. Es ist umrahmt von den Gipfeln der Island Peak (6.189 m), der Peak 38 (7.591 m), des Lhotse (8.501 m) sowie der wunderschönen Ama Dablam (6.856m). Das Leben in Dingboche ist entbehrungsreich. Wasserleitungen gibt es hier nicht, da sie der extremen Kälte nicht standhalten würden. Stattdessen findet ihr in den Lodges große Maischefässer, die mit Wasser befüllt sind. Aufgrund der Kälte bildet sich meist eine dünne Eisschicht, die jedes Mal aufs Neue durchbrochen werden muss. So avancierten jede kleine Handwäsche bzw. Körperpflege zu einer kleinen Mutprobe und ließ die Finger bereits nach kurzer Zeit taub werden.
Besteigung des Hausbergs von Dingboche auf 5.000m: Nangkartshang Peak
Nach dem Einchecken in der Loge entschlossen wir, um eine bessere Akklimatisierung zu erwirken, den Hausberg Dingboches, die Nangkartshang Peak, zu besteigen. Die Nangkartshang Peak ist mit 5.087m für die Nepali nicht mehr als ein kleiner Hügel. Für uns bedeutete die Begehung jedoch, dass wir zum ersten Mal die magische Marke von 5.000m durchbrechen würden. Der Weg auf die Nangkartshang Peak ist nicht besonders anspruchsvoll, aber aufgrund der Höhe und des steilen Anstiegs kraftraubend und schweißtreibend. Je höher wir stiegen desto grandioser und beeindruckender wurde die Aussicht. Jedoch bemerkten wir auch schnell, dass eine dichte Wolkendecke vom Tal hinaufzog, sodass wir das Tempo etwas erhöhen mussten, um den Gipfel bei klarem Himmel zu erreichen.
Mit zunehmender Höhe nahm der Sauerstoffgehalt immer weiter ab. Trotz meines vorherigen Marathontrainings artete jeder Atemzug und jeder Schritt in harter Arbeit aus. Umso beeindruckender war es, unseren Guide Nirman zu beobachten, der ohne große Anstrengungen mit einer Leichtfüßigkeit in einem atemberaubenden Tempo voranschritt. Eine wichtige Grundregel ist es jedoch den Puls so niedrig wie möglich zu halten und den Körper mit ausreichend Flüssigkeit zu versorgen. Daher solltet ihr auf euren Körper hören und euer eigenes Wohlfühl-Tempo wählen. Des Weiteren können wir den Einsatz von Trinklblasen, oder auch Camelbacks genannt, empfehlen. Sie ermöglichen die Flüssigkeitsaufnahme während des Gehens und führen zu einer regelmäßigeren Flüssigkeitsversorgung. Im oberen Bereich des Bergs wandelt sich der Grashügel zu einer Felsenlandschaft, die jedoch ohne Klettereinlagen bewältigt werden kann. Nach knapp 1,5 Stunden erreichten wir schließlich den Gipfel der Nangkartshang Peak. Zufrieden schaute ich auf meine Garmin-Uhr, welche auf dem Gipfel eine Höhe von 5.067m anzeigte.
Eine Höhe die knapp 260m über dem höchsten Berg Europas liegt, dem Mount Blanc. Leider wurde uns der Ausblick auf die umliegenden Berge durch die Wolkenfront versperrt, sodass wir uns nach einem kurzen Aufenthalt wieder auf den Weg nach Dingboche begaben.
Der Everest Base Camp - Alle Etappen im Überblick
Etappe 1 – Mit dem Flugzeug von Kathmandu in den Sagarmatha Nationalpark | Etappe 2 – Von Phakding bis in die Hauptstadt der Sherpa – Namche Bazar | Etappe 3 – Akklimatisierung in Namche Bazar | Etappe 4 – Der Aufstieg zum Kloster von Tengboche | Etappe 5 – Die Wanderung von Tengboche bis nach Dingboche | Etappe 6 – Die Wanderung von Dingboche nach Lobuche | Etappe 7 – Die Wanderung nach Gorak Shep und weiter ins Everest Basislager | Etappe 8 – Der Aufstieg zum Kala Patthar | Etappe 9 – Die Rückkehr nach Lukla | Etappe 10 – 3 Tage in Kathmandu
Inhaltsverzeichnis