Nepal Reisebericht

An der Gedenkstätte für verstorbene Bergsteiger am Everest.

Reisebericht Everest Base Camp – Auf dem 12-Tages-Trek zum Dach der Welt in Nepal

Reisebericht Everest Base Camp – Auf dem 12-Tages-Trek zum Dach der Welt in Nepal

Eines Tages den Spuren großer Bergsteigerlegenden wie Sir Edmund Hillary, Tenzing Norgay, Reinhold Messner oder Peter Habeler zu folgen und dabei die beeindruckende Khumbu-Region zu durchschreiten und das Mount Everest Base Camp zu betreten, war bereits seit geraumer Zeit einer unserer Wünsche. Im Rahmen einer 17-tägigen Nepalreise erfüllten wir uns diesen und flogen von Kathmandu zu einem der gefährlichsten Flughäfen der Erde, nach Lukla. Lukla ist der Ausgangspunkt für die Mount Everest Expeditionen sowie Startpunkt sämtlicher Treks in die Khumbu-Region.
Um von den Erfahrungen, der Ortskenntnis und den lokalen Guides zu profitieren, buchten wir einen Everest Base Camp Trek mit der Agentur Enjoy Nepal. Den insgesamt 124km langen Trek unterteilen wir im Folgenden in 9 Etappen. Inklusive des Rückwegs dauerte unser Abenteuer in der Khumbu-Region insgesamt 13 Tage. Den höchsten Punkt der Wanderung erreichten wir mit der Erklimmung des Gipfels des Kala Pattars, welcher mit 5.645m über Normalnull angegeben ist. Im folgenden Bericht geben wir euch Informationen zu den einzelnen Etappen, den Distanzen, Höhenmetern, Schwierigkeitsgraden sowie Inspirationen in Form von Bildern.

17 Tage
$$$ – Moderat

Etappe 1 - Mit dem Flugzeug von Kathmandu in den Sagarmatha Nationalpark

Die erste Etappe des Mount Everest Base Camp Treks hält bereits ein ganz besonderes Highlight für euch bereit. Denn um zum Startpunkt des Treks zu gelangen, fliegt man an Bord einer kleinen Zwei-Propeller-Maschine durch das Hochgebirge des Himalaya und landet auf einer 527m kurzen Landebahn, welche auf 2.840m in den Berg gebaut wurde. Aufgrund dessen zählt der 40-minütige Flug von Kathmandu nach Lukla zu einem der gefährlichsten der Welt.
Nachdem wir in Lukla gelandet waren, empfingen uns unser Guide Nirman und unser Träger Purna, welcher Fanny in den kommenden Tagen etwas von ihrem Gepäck abnahm und sie entlastete. Am ersten Tag machten wir uns bereits auf den Weg in den Sagarmatha Nationalpark, in welchem der höchste Berg der Erde steht. Der Mount Everest wird von den Nepalesen auch als Chomolungma bezeichnet, die Muttergöttin der Erde. Unser Tagesziel war das 8 Kilometer entfernte Phakding, wo wir unsere erste Unterkunft bezogen.

Etappe 2 - Von Phakding bis in die Hauptstadt der Sherpa – Namche Bazar

Am zweiten Tag liefen wir 12 Kilometer entlang des Milchflusses „Dudh Koshi“ über 1.000 Höhenmeter bergauf in die Hauptstadt der Sherpa, nach Namche Bazar. Der Wanderpfad war gesäumt von vielen buddhistischen Symbolen, wie zum Beispiel den unzähligen Gebetsmühlen, den tibetischen Fahnen, den Klöstern an den Berghängen sowie den gravierten Mani-Steinen, die wir immer wieder passierten. Des Weiteren wurden wir während der gesamtes Zeit von Trägern und Karawanen schwer beladener Esel und Dzos begleitet, die Waren zwischen den kleinen Dörfern bzw. in das Everest Base Camp transportieren. Somit wurde der Trek nie langweilig und garantierte neben der großartigen Natur eine Menge Abwechslung. Enes der Highlights auf dem Weg nach Namche Bazar ist die doppelte Hillary Bridge sowie der erste Blick auf den Mount Everest, den man kurz vor dem Erreichen von Namche erhält.

Etappe 3- Akklimatisierung in Namche Bazar

Der dritte Tag stand im Sinne der Akklimatisierung. Um den Körper an die Höhe zu gewöhnen, ist es wichtig nicht zu schnell aufzusteigen. Daher unternahmen wir an diesem Tag einen Halbtagsausflug zu dem etwas höher gelegene Hotel Everest View auf 3.850m und kehrten im Anschluss über den Ort Khumjung wieder nach Namche zurück, um hier eine weitere Nacht zu verbringen. Neben Khumjung und dem Hotel Everest View, welches eine spektakuläre Aussicht auf den Gipfel des Everest bietet, passierten wir das Flugfeld von Syangboche sowie einige großartige Aussichtspunkte auf das natürliche Amphitheater, in welchem Namche gebettet ist. Am Ende unserer Akklimatisierungstour besichtigten wir noch das lokale buddhistische Kloster in Namche Bazar. Den restlichen Tag streiften wir durch die Hauptstadt der Sherpa, um noch einige letzte Einkäufe vor der Weiterreise zu tätigen.

Etappe 4 - Der Aufstieg zum Kloster von Tengboche

Das 1916 errichtete buddhistische Kloster Tengboche liegt auf einem Bergrücken auf 3.870 Metern und wird innerhalb eines 6-stündigen Fußmarsches von Namche aus am vierten Tag erreicht. Unterwegs passiert ihr immer wieder weiße Stupas, die idyllisch am Wegesrand stehen und tolle Fotomotive darstellen. Des Weiteren bieten sich während des ersten Teilstücks grandiose Blicke auf die Ama Dablam, welche unseres Erachtens einer der schönsten Berge in dieser Region ist. Nach dem ersten 4-stündigen Fußmarsch legten wir in Phunki Drengka eine Mittagspause ein. Wir stärkten uns bei einem Teller nepalesischer Teigtaschen für schwierigste Teilstück dieser Etappe. In engen Serpentinen geht es nun 600m hinauf zum alten Kloster von Tengboche. Nach dem 2-stündigen, schweißtreibenden Aufstieg checkten wir in der Lodge nahe des Klosters ein und besuchten am späten Nachmittag eine buddhistische Zeremonie im alten Kloster.

Etappe 5 - Die Wanderung von Tengboche bis nach Dingboche

Am frühen Morgen des fünften Tages wanderten wir durch die eisige Morgenluft und durch grüne Rhododendron-Wälder über Pangboche nach Dingboche. Weil wir uns ab Pangboche bereits auf einer Höhe von über 4.000 Metern bewegten, änderte sich schlagartig die Vegetation. Das Grün der Wälder wich dem Braunton der vorherrschenden Tundra. Die intensive Sonneneinstrahlung sowie der scharfe Gegenwind erschwerten uns das Vorankommen, sodass wir erst kurz vor dem Mittag die grünen Wellblechdächer des Ortes Dingboche erspähen konnten. Kurz nach dem Einchecken in der Unterkunft führte uns Nirman noch auf den Hausberg Dingboches. Mit der Erklimmung der Nangkartshang Peak durchbricht man auch gleichzeitig die magische 5.000 Meter Grenze und rückt dem Ziel des Mount Everest ein ganzes Stück näher.

Etappe 6 – Die Wanderung von Dingboche nach Lobuche

Das Tagesziel der sechsten Etappe war das 12km entfernte Lobuche auf 4.930m. Der Weg führt kurz hinter Dingboche über eine malerische Hochebene, welche eine faszinierende Aussicht sowohl auf das Tal von Pheriche als auch die gigantischen Gipfel des Taboche und des Cholatse bietet. Nach rund drei Stunden erreichten wir die Thukla-Alm auf 4620 Metern, welche als idealer Spot für eine Mittagspause dient. Nach der Thukla-Alm erwartet euch ein sehr steiler Anstieg, welcher zur Gedenkstätte verstorbener Bergsteiger des Mount Everest führt. Diese Gedenkstätte ist sehr emotional, da sie tragische und bewegende Geschichten verstorbener Bergsteiger enthält. Einer der bekanntesten Bergsteiger die hier liegen ist Scott Fischer. Abgekämpft und total ausgelaugt erreichten wir Lobuche schließlich nach circa 6 Stunden Gehzeit. Am frühen Abend fielen wir daher tot müde in unsere Betten und verkrochen uns in der vorherrschenden Kälte in unsere dicken Winterschlafsäcke.

Etappe 7 – Die Wanderung nach Gorak Shep und weiter ins Everest Basislager

Mit einer Distanz von 15km und einer Zielhöhe von über 5.364m war die siebte Etappe die härteste des Treks. Jedoch sollte diese Etappe uns auch zum Ziel unseres Treks bringen, zum Mount Everest Base Camp. Mit reduziertem Gepäck ging es zunächst von Lobuche entlang des Khumbu-Tals nach Gorak Shep. Bereits nach einer Stunde konnten wir unterhalb von uns, am Fuße des Khumbu-Eisbruchs, winzige, gelbe Punkte erspähen, die Zelte des Mount Everest Base Camps. Die weiteren 1,5 Stunden kämpften wir uns über die schmalen, ansteigenden Pfade durch die frostige Kälte und den eisigen Gegenwind inmitten von Karawanen von Yaks, Trägern, Bergsteigern und Trekkern. Nach insgesamt 2,5 Stunden erreichten wir Gorak Shep, eine kleine Ansammlung von Lodges, die auf 5.160 Metern nur knapp 3,4km vor dem Base Camp liegt.
Nach einer Mittagspause in Gorak Shep machten wir uns auf den finalen Weg zum Ziel unserer Reise, zur bekanntesten Zeltstadt unserer Erde, zum Mount Everest Base Camp 2018 auf 5.364 Metern Höhe. Das Everest Base Camp wird von Gorak Shep aus innerhalb von circa 1,5 Stunden erreicht. Der Weg führt durch felsiges Terrain ständig auf und ab und lässt euch im Endteil einen langen Bergkamm passieren, von dem ihr in das Base Camp absteigt. Das Erreichen dieses unwirtlichen Ortes war eine großartige Erfahrung und ein besonderes Erlebnis. Da wir das Base Camp in der Vorbereitung auf die Everest Besteigung besuchten, konnten wir die Bergsteiger bei ihrer täglichen Routine beobachten und zwischen den Zelten umher wandeln. Die Umgebung des Basislagers ist beeindruckend. An vielen Stellen ragen meterhohe Eiszacken empor. In der Ferne gehen geräuschvoll mächtige Lawinen ab während die riesigen Gipfel des Mount Everest sowie des Lhotse über dem Base Camp wachen. Näheres erfahrt ihr in unserem Etappen-Bericht.

Etappe 8 - Der Aufstieg zum Kala Patthar

Den Sonnenaufgang vom Gipfel des 5.645m hohen Kala Patthars zu erleben, sollte den krönenden Abschluss unseres Mount Everest Base Camp Treks bilden. Da Fanny aufgrund der vorhergehenden Tage zu ausgelaugt war, machte ich mich um 03:30 Uhr mit Nirman allein auf den Weg, um den kleinen Vorgipfel des Pumori zu erklimmen. Wir starteten unsere Tour bei sternenklarer Nacht und begaben uns auf den Weg zum Einstieg des Kala Patthars. Die Milchstraße strahlte dabei mit ihren Millionen Sternen auf uns nieder und machte den 1,5-stündigen Aufstieg zu einem einmaligen Erlebnis. Da der Berg technisch nicht anspruchsvoll ist, bestand die größte Herausforderung in der Höhe sowie der nächtlichen Kälte. Trotz der kälteisolierten Bergstiefel und der zweifachen Lage an Handschuhen kroch die eisige Kälte in die Finger sowie in die Zehen. Eiskristalle bildeten sich auf der Wollmütze, der Atem kondensierte im Lichtkegel der Stirnlampe und das Wasser gefror im Schlauch der Trinkblase. Jedoch wurde mit jedem gewonnenen Höhenmeter die Aussicht beeindruckender, sodass wir es kaum erwarten konnten den Gipfel zu erreichen.
Das Erreichen des Gipfels war ein großartiges Gefühl. Kurz nach unserer Ankunft stieg die Sonne langsam über den massiven Gipfel des Mount Everest und ließ das gegenüberliegende Bergpanorama in einem Lichterspiel von sanften Lila und Gold Tönen erstrahlen. Neben dem Mount Everest, dem Lhotse und der wunderschönen Ama Dablam ließen auch der Changste sowie der goldene Pumori den Sonnenaufgang am Gipfel des Kala Patthars zu einem unvergesslichen Erlebnis werden.

Etappe 9 – Die Rückkehr nach Lukla

Mit unzähligen Impressionen im Gepäck machten wir uns von Gorak Shep wieder auf den Weg nach Lukla. Auf dem insgesamt 49km langen Weg legten wir 2 Stopps in Pangboche und Namche Bazar ein. Die Wanderung ließ uns alle erreichten Meilensteine und Schmerzen der Reise Revue passieren lassen. Mit jedem abgebauten Höhenmeter nahm der Sauerstoffgehalt der Luft wieder zu, sodass unsere Konstitution und Kraft stetig stiegen. Daher konnten wir nun den Trek vollends genießen. In Namche verbrachten wir einen kompletten Tag, um nochmals zum wunderschönen Hotel Everest View zu steigen sowie kleine Souvenirs, lokale Spezialitäten in den Shops zu kaufen und am Abend die Bars unsicher zu machen. Auf dem letzten Teilstück besuchten wir bei Phakding die deutsche Bäckerei Hermann Helmers, welche aufgrund der Schwarzwälder Kirschtorte eine absolute Empfehlung für die Rückkehr ist. Das i-Tüpfelchen bekam unser Everest Base Camp Trek in Lukla, als wir in einem Café die Bergsteigerlegenden Reinhold Messner und Peter Habeler trafen und ihnen eine Foto abringen konnten.
Mit ein wenig Verspätung ging es am Folgetag mit dem Flugzeug zurück nach Kathmandu. Hier standen uns noch drei spannende Tage bevor.

Etappe 10 - 3 Tage in Kathmandu

Nach 14 Tagen in den luftigen Höhen des Himalayas kehrten wir nach Kathmandu zurück und waren überglücklich den Everest Base Camp Trek gesund und munter überstanden zu haben. Nun standen uns noch 2,5 Tage in Kathmandu zur Verfügung, die wir zum Entspannen, Shoppen und Sightseeing nutzten. Wie die knapp 3 Tage im Detail aussahen, erfahrt ihr in unserem Reisebericht Kathmandu.

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2 Gedanken zu „Reisebericht Everest Base Camp – Auf dem 12-Tages-Trek zum Dach der Welt in Nepal“

  1. Hey Ihr beiden,
    eure Reise klingt so schön!
    Wann seid ihr denn den Trek gelaufen?
    Mein Freund planen dieses Jahr ebenfalls zum EBC hochzuwandern. Sind uns aber unschlüssig, ob wir es im Okt/Nov (16.10/30.11) oder im Dez/Jan(18.12/01.01) machen sollen. Habt ihr hierzu eine Empfehlung?
    tolle Bilder und toller Bericht, da kriegt man direkt Lust drauf!!
    Danke vorab für Eure Infos.
    Liebe GRüße
    Nicole

    Antworten
    • Hallo Nicole,
      vielen Dank für deine Nachricht und deine Komplimente =)
      Die besten Wetterbedingungen mit guten Sichten auf die Berge sowie angenehmen Temperaturen zum Wandern versprechen euch die Frühlingsmonate März / April / Mai sowie die Herbstmonate September / Oktober / November. Aufgrund des stabilen Wetters wird der Mount Everest auch nur in diesen beiden Zeiträumen bestiegen, sodass auch das Base Camp (die eigentliche Zeltstadt am Fuße des Everest) nur in diesen Monaten aufgebaut und betrieben wird.
      Da wir selbst gerne Berge besteigen und uns auch für die Besteigung des Mount Everest interessieren, haben wir den Trek im April 2018 gemacht, sodass wir zum Teil mit den Bergsteigern, den Sherpas und den Eis-Doktoren in Kontakt kamen und die Vorbereitung auf den Gipfelsturm miterleben konnten. Falls euer Fokus ebenfalls auf dem Bergsteiger-Zauber rund um den Mount Everest sowie das Base Camp liegen sollte, würde ich wahrscheinlich den ersten Zeitraum empfehlen.
      In den Monaten Dezember / Januar ist in Nepal bereits der Winter eingekehrt, sodass ihr deutlich harschere Bedingungen als wir vorfinden werdet. Hierbei gelten vor allem die tiefen Temperaturen von durchschnittlich -15° als herausfordernd, sodass eine gute / warme Ausrüstung von Nöten ist. Wir empfanden bereits im April die Nächte ab Tengboche als sehr kalt, sodass nachts die Atemluft in den kalten Schlafräumen kondensierte, sich Eisblumen an den Fenstern sowie auf den Schlafsäcken bildete und das Trinkwasser gefror. Daher würden wir bei einer zukünftigen Tour vor allem in gute Daunen-Schlafsäcke sowie dicker, warmer Merino-Unterwäsche investieren =)
      Aber auch die kalten Wintermonate sollen traumhaft sein, sodass der Trek auch in diesem Zeitraum empfehlenswert ist. Zwar werdet ihr in diesem Zeitraum kein Base Camp vorfinden, jedoch wird der Trek wahrscheinlich auch nicht so frequentiert sein =)

      Wir hoffen, dass wir euch bei euren Vorbereitungen etwas helfen konnten und hoffen, dass ihr eine schöne Zeit auf dem Trek haben werdet. Falls ihr noch Fragen habt, könnt ihr euch immer gerne melden,

      Viele Grüße
      Fanny und Hendrik

      Antworten

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