Tallinn Reisebericht

Die drei Schwestern in Tallinn

Städtereise Tallinn – 4 Tage im Mittelalter

Städtereise Tallinn – 4 Tage im Mittelalter

Unsere Rundreise durch das Baltikum sollte mit einer Städtereise in Tallinn enden. Bisher hatten wir nur Gutes von Tallinn gehört, sodass wir uns mit der Hauptstadt Estlands einen würdigen Abschluss der Reise versprachen. Da unser Hotel mitten im Zentrum der Stadt lag, hatten wir das Mittelalter zu jeder Zeit vor unserer Tür. Die perfekt sanierte Altstadt erscheint wie eine riesige Filmkulisse in einem Ritterfilm mit kleinen, schiefen Häusern, alten Kornspeichern, einer hohen Stadtmauer, wuchtigen Wehrtürmen, holprigen Straßen und den bekannten Restaurants Olde Hansa und Peppersack. Die Stadt inszeniert sich selbst mittelalterlich, doch wie die nächsten Tage aussehen sollten, seht selbst!

4 Tage
$$$ – Moderat

Kommend aus Vilnius

Städtereise Tallinn: Mit den Rittern zu Tisch im Olde Hansa

Der Flug von Vilnius nach Tallinn offenbarte sich mit einem Preis von lediglich 52€ pro Person als echtes Schnäppchen. Nach 1Std 20min landeten wir in der historischen Hansestadt Tallinn und checkten gegen 21:00 Uhr im Hestia Hotel Barons mitten in der Altstadt Tallins ein. Abgesehen von einem Taxipreis von 12€, für die Strecke vom Flughafen bis ins Zentrum, gilt Tallinn nicht als günstige Stadt. Für das Hotel im Zentrum zahlten wir 140€ je Nacht. Und auch sonst sind die Preise für Restaurants und Eintritte auf einem gehobenen Niveau.

Eine Frau sitzt in einem Foyer in einem Hotel.
Da wir den ersten Abend gemütlich ausklingen lassen wollten, probierten wir unser Glück und gingen die Straße zum Restaurant Olde Hansa hinunter. Dieses Restaurant ist aufgrund seines mittelalterlichen Flairs eines der bekanntesten und gefragtesten der Stadt und somit oftmals bereits Tage vorher ausgebucht. Jedoch sollten wir Glück haben, sodass wir in der obersten Etage einen Platz bekamen. Bei schummrigen Kerzenschein, Dudelsack dröhnender Musik und Kellnern in mittelalterlichen Trachten genossen wir die ebenso mittelalterlichen Gerichte und tranken aus großen Krügen Honig-Met. Der Besuch der Olde Hansa war ein einmaliges Ereignis was auch mit 40€ pro Person bezahlt werden wollte.

Städtereise Tallinn: Die untere Altstadt Tallinns und das Okkupationsmuseum

Am zweiten Tag unserer „Städtereise Tallinn“ besuchten wir zunächst den tiefer gelegenen Teil der Altstadt Tallins. Dazu statteten wir zu aller erst einem der schönsten Weihnachtsmärkte Europas einen Besuch ab. Im Herzen der Altstadt findet jährlich auf dem Rathausplatz der Tallinner Weihnachtsmarkt statt. Dabei bietet der mittelalterliche Markt ein umfangreiches Kulturprogramm mit Tanz und Gesang auf der Marktbühne, kleinen Markthütten mit mittelalterlichem Essen und Getränken, traditioneller Handwerkskunst sowie Rentieren und einem Weihnachtsmann. Für uns zeigten sich die baltischen Weihnachtsmärkte generell als sehr familienfreundlich, sodass für Groß und Klein eine Menge geboten wurde. Angrenzend an den Rathausplatz könnt ihr die älteste noch betriebene Apotheke Europas besuchen, die Rathausapotheke. Aufgrund der historischen Räumlichkeiten sowie des Titels „älteste Apotheke Europas“ ist die kleine Apotheke touristisch oftmals überlaufen.

Der tallinner Weihnachtsmarkt auf dem Rathausplatz.
Nach dem Besuch der geschichtsträchtigen Apotheke ging es weiter zum bekannten Marzipan Museum Kalev, in dem man zu schauen kann, wie kleine Marzipanfiguren handbemalt werden. Danach war es nicht mehr weit zur ältesten Gasse der Stadt, der St. Katharinenstraße (Katariina Käik). Die St. Katharinenstraße ist das zu Hause der St. Katharinengilde und beherbergt viele kleine Werkstätten, welche unter anderem Glas und Keramik herstellen. Die Gasse ist malerisch und wunderschön. Sie könnte, wie so viele Ecken in Tallinn, als Kulisse für den nächsten mittelalterlichen Ritterfilm dienen.

Die alte Gildestraße der Saint Katharinengilde.
Der letzte Punkt des Tagesprogramms war der Besuch des Okkupationsmuseums, welches uns, aufgrund der Aufarbeitung der sowjetischen und nazi-deutschen Besatzung Estlands in der Zeit von 1940 bis 1991, emotional ergriff. Die Esten litten während des stalinistischen Terrors besonders unter Deportationen nach Sibirien, welche bis in die 1950er Jahre stattfanden. Erst mit dem Zerfall der Sowjetunion gelang es Estland wieder unabhängig und frei zu werden.

Städtereise Tallinn: Die obere Altstadt Tallinns und der Aussichtspunkt „Patkuli“

Fasziniert von der restaurierten und sauberen Altstadt im unteren Teil, wollten wir am dritten Tag die Stadt nun auch von oben bestaunen. Zu diesem Zweck kann man den Domberg besteigen, welcher auch den Namen Toompea trägt. Auf dem Weg passierten wir den mächtigen Kanonenturm Kiek in de Kök, der ein anschauliches Festungsmuseum beherbergt. Auf dem Domberg erwarten euch dann bereits die eindrucksvollen Kirchen: die Alexander-Newski-Kathedrale sowie die Domkirche. Die Domkirche ist definitiv einen Besuch wert, da der Innenbereich mit vielen Holzwappen vergangener Adelshäuser und ritterlichen Abzeichen verziert ist. Nachdem die eindrucksvolle Domkirche bestaunt wurde, erreicht ihr nach kurzer Zeit bereits den Aussichtspunkt von Patkuli.

Eine russisch orthodoxe Kirche mit dunklen Zwiebeltürmen.
Von dieser Aussichtsplattform lässt sich ganz Tallinn samt Stadtmauer und Wehrtürmen betrachten. Die Aussicht ist spektakulär, sodass wir Tallinn während des Nachmittages in einem wundervollen Licht fotografieren konnten. Im Anschluss verließen wir Toompea wieder über die Treppen unterhalb des Aussichtspunktes, um das Gebäudeensemble „Die Drei Schwestern“ sowie die dicke Margarethe zu besichtigen. Die dicke Margarethe bezeichnet dabei einen dicken Wehrturm, der einst zur Verteidigungsanlage Tallinns gegen Angriffe von der See zählte. Heute könnt ihr in dem Turm das Schifffahrtsmuseum besuchen. Auf dem Weg zurück ins Hotel kamen wir dann auch noch an der einst höchsten Kirche Nordeuropas vorbei, die St. Nikolaikirche.

Städtereise Tallinn: Vom estnischen Freiluftmuseum bis zum Seefahrt-Museum

Der vierte Tag stand für uns im Zeichen der großen Museen, die Tallin zu bieten hat. Dieses Programm bot für uns eine sehr schöne Abwechslung und ließ uns in die Zeiten der vergangenen Tage eintauchen. Nur wenige Kilometer vor Tallinn gibt es einen magischen Ort, an dem ihr einen Einblick in das Leben des 18. Jh. in Estland bekommen könnt, das Estnische Freilichtmuseum. Sobald ihr das Museum betretet, befindet ihr euch bereits in einem authentischen Dorf aus dem 18. Jh. Insgesamt gibt es 14 Bauernhöfe, eine Kirche, ein Gasthaus, ein Schulhaus sowie Mühlen, eine Feuerwache, einen Einkaufsladen und kleine Fischereischuppen am Ufer der Ostsee. Die Gebäude entstammen unterschiedlichen Regionen Estlands sowie unterschiedlichen Epochen. Während der Winterzeit konnten wir im Gasthaus ein estnisches Weihnachtsessen verkosten. Des Weiteren war ein Teil der Bauernhäuser mit Darstellern in alten Trachten bewohnt, sodass wir während unseres Aufenthaltes den rauen und harten Alltag der damaligen Menschen miterleben durften.

Eine alte holländische Windmühle im Freilichtmuseum von Tallinn.
Nachdem wir einen tollen Tag im estnischen Freilichtmuseum verbracht hatten und die Sonne sich gen Horizont senkte, machten wir uns auf den Weg zum Estnischen Seefahrt-Museum. Dieses ist ein weiterer Tipp für einen ereignisreichen Museumsbesuch. Das Museum erzählt anhand unterhaltsamer Multimedia-Darstellungen die Geschichte der estnischen Seefahrt- und Militärgeschichte. Die Animationen sind qualitativ, informativ und sehr kurzweilig, sodass ein Besuch auch für Kinder in Frage kommt. Neben einem 600t schweren U-Boot wird eine maßstabgetreue Nachbildung eines britischen Wasserflugzeugs sowie diverser Minen und Bordkanonen ausgestellt. Der Besuch des Seefahrt-Museums hat sich aus unserer Sicht gelohnt und kann wärmstens weiterempfohlen werden.

Städtereise Tallinn: Hoch oben auf der Stadtmauer

Nach einem ausgiebigen Frühstück checkten wir aus und ließen die Gepäckstücke zur weiteren Aufbewahrung im Hotel zurück. Der letzte Tag unserer Städtereise Tallinn war angebrochen. Wir fassten den Plan das Herzstück der mittelalterlichen Verteidigungsanlage zu besichtigen, die Tallinner Stadtmauer. Sie ist gut 2km lang und kann über die Türme Nunna, Sauna und Kuldjala bestiegen werden. Der Eingang befindet sich am Turm Nunna. Es ist ein schönes Erlebnis und bildet den perfekten Abschluss der Städtereise Tallinn. Uns hat die mittelalterliche Stadt verzaubert, sodass wir nur schweren Herzens wieder das Flugzeug bestiegen. Die Maschine von Air Baltic startete um 13:30 Uhr und brachte uns unbescholten wieder nach Hannover!

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