Moais - die geheimnisvollen Steinstatuen auf der Osterinsel
Wenn von den geheimnisvollen Steinstatuen der Osterinsel, den Moais, gesprochen wird, haben die meisten von euch wahrscheinlich sofort ein Bild von großen Steinköpfen im Sinn. Jedoch weiß kaum jemand etwas über die Entstehung, die Bedeutung oder die Namen der Steinfiguren. Wir wollten es genauer wissen und haben vor Ort etwas recherchiert und versucht dem Rätsel der Moais auf die Schliche zu kommen.
Moai: Alter und Anzahl
Auf der Osterinsel befinden sich in etwa 890 Steinskulpturen, die sogenannten Moais. Sie wurden in unterschiedlichen Schaffensperioden, zwischen dem 4. Jh. und dem 16. Jh., hergestellt. Somit kann das Alter nur eingegrenzt, aber nicht exakt nachvollzogen werden. Die Köpfe sind alle optisch vergleichbar und im Verhältnis zum Körper meist stark überdimensioniert. Sie weisen detaillierte Nasen, ausgeprägte Ohren sowie Ohrläppchen auf. Das vorgeschobene markante Kinn vermittelt einen ernsten Gesichtsausdruck. Trotz vieler Ähnlichkeiten wurde jede Figur individualisiert. Die Größe der Moais variiert von 2m bis 21,6m. Der größte jedoch nicht fertig gestellte Moai trägt den Namen Te Tonkanga, El Gigante. Er wiegt 200t bis 250t und befindet sich im Steinbrauch von Ranu Raraku. Der größte vollendete Moai befindet sich ebenfalls in Ranu Raraku und heißt Piropiro. Er ist insgesamt 11m hoch und bis zur Brust im sandigen Boden versunken. Nur 5m sind von ihm überirdisch zu sehen. Die ersten 53 Moais wurden während der ersten Epoche noch aus hartem Basaltstein gefertigt. Die Neueren sind wesentlich größer und bestehen aus dem weicheren Tuffstein des Vulkans.
Der vermutlich erste Moai, der als Vorlage für alle weiteren Steinskulpturen diente, wurde aus Granitstein gefertigt. Der Name dieses Moais ist Hoa-haka-nana-ia, was so viel wie „gestohlener Freund“ bedeutet. Er ist 2,43m hoch und wurde in der Zeremonialstätte Orongo gefunden. Dieser Moai ist der Einzige der Gravuren zum Thema des Vogelmannkults aufweist. 1668 wurde er von der Osterinsel entführt und nach Großbritannien verschifft, wo er sich bis heute im britischen Museum befindet.
Moai: Bedeutung und Entstehung
Der Begriff Moai entspringt der Sprache der Rapa Nui und bedeutet so viel wie „In Ehren halten“. Zur Bedeutung der Steinfiguren gibt es hierzu einige Theorien. So wird angenommen, dass sie entweder zur Ausweisung der Territorialgrenzen aufgestellt oder zur Verehrung der Ahnen bei professionellen Steinbildhauern in Auftrag gegeben wurden. Berühmte Häuptlinge oder Vorfahren wurden nachgebildet und dienten als Verbindung zwischen dem Diesseits und dem Jenseits. Je nach Vermögen der Familie wurden Moais unterschiedlicher Qualität gefertigt und zu besonderen bestimmten Plätzen transportiert und aufgestellt. Die einfachste Option war der Erstellung von Ahnenstatuen im Steinbruch Ranu Raraku, welche im Anschluss nicht weiter transportiert worden sind sondern direkt im Krater aufgestellt wurden.
Der Vulkan Ranu Raraku ist die Geburtstätte der neueren Moais. In diesem Steinbruch können heute noch viele unfertige Moais in verschiedenen Stadien angeschaut werden, was die einfache Rekonstruktion des Produktionsprozesses zulässt. Es befinden sich noch 396 Steinfiguren am Vulkan. Was mit ihnen passieren sollte oder ob es wirklich die Endstation ihrer Reise war, ist bis heute unklar. Sicher ist, dass die wohlhabenderen Familien aufwändigere Moais fertigen ließen, die dann auf einer Plattform, dem Ahu in der Nähe des Dorfes aufgestellt wurden.
Moai: Theorien zum Transport
Bis heute ist nicht abschließend geklärt, wie die Moais vom Steinbruch in Ranu Raraku zu ihren Zielorten gelangten. Nach dem Herauslösen aus dem Gestein wurden die tonnenschweren Steinkolosse an Seilen den steilen Hang hinuntergelassen. Löcher zur Seilbefestigung an Holzbalken, die am Kraterrand entdeckt wurden, stützen diese Theorie. In Gruben am Hang wurden die Steinstatuen dann aufgerichtet und final bearbeitet und verziert, wie man an vielen halbfertigen Statuen heute noch sehen kann. Wie der Transport der Statuen weiter ablief, gibt Rätsel auf. Eine Überlieferung berichtet von Zauberkräften, die zum Einsatz kamen und die Moais in der Nacht zum Ziel laufen ließen. Realistischer ist hingegen die Theorie, dass mit Hilfe von rollenden Baumstämmen, die Figuren liegend geschoben wurden. Eine weitere Theorie besagt, dass hölzerne Gleise gebaut wurden auf denen große Schlitten gezogen wurden, auf welchen die Moais festgebunden waren. Eine weitere Idee wurde sogar im Film Rapa Nui, Abenteuer im Paradies von Kevin Costner, aufgegriffen. Er ließ die Moai Statuen mit Hilfe eines Korsetts aus Balken und vielen Seilen durch Schaukelbewegungen aufrecht laufen. Wie es scheint, kann heute leider nicht mehr rekonstruiert werden, wie der Transport der Figuren zu den Ahus wirklich von Statten ging.
Moai: Altarplatz Ahu
Ahus sind Zeremonialstätten, die zur Ahnenverehrung gebaut wurden. Sie bestehen aus einer steinernen Plattform, die über eine Rampe erreicht werden kann. Auf dieser Plattform thronen die Steinskulpturen, die Moais. Bei Untersuchungen wurden Hohlräume in den Ahu Plattformen entdeckt, die teilweise mit Skelettknochen gefüllt waren. Mit diesen Grabkammern wurde bewiesen, dass die Ahus auch als Grabstätten wichtiger Vorfahren genutzt wurden. Die primäre Funktion der Ahus wird in der Nutzung als höchst spiritueller Altarplatz gesehen. Der Vorplatz wurde für rituelle Feste, wie die Krönung eines neuen Häuptlings, genutzt.
Moai: Dekoration Pukau
Einigen Moais, die an besonderen Zeremonialanlagen und Ahus zu finden sind, wurde ein großer roter Stein auf den Kopf gesetzt. Es wird angenommen, dass der rote Aufsatz den Haarschopf, einen Haarknoten oder einen Hut darstellen soll. Diese 2m hohen Steine werden Pukau genannt und bestehen aus roter Gesteinsschlacke. Dieses Gestein stammt nicht vom Steinbruch in Rano Raraku, sondern vom Puna Pau, einem Nebenkrater des Rano Kao. Er befindet sich im Südwesten der Insel. Lediglich 55 bis 75 aller Moai-Statuen weisen einen solchen zylindrisch geformten Pukau auf.
Ein besonderes Merkmal aus der mittleren Schaffensperiode sind die Augen aus Korallen und Obsidian Glas. Diese Besonderheit konnte nur bei sehr wenigen Moais festgestellt werden und wurde auch zeitlich erst sehr spät entdeckt. Das berühmtes Exemplar ist der „sehenden“ Moai am Ahu Po Te Riku. Ihm wurden seine Augen bei der Restaurierung wiedereingesetzt. Ein weiteres Exemplar bindet sich im Museum von Hanga Roa.
Moai: Zustand und Rekonstruktion
Über die Jahrhunderte wurden fast alle Zeremonialanlagen zerstört und Moais umgeworfen. Die Gründe dafür können nur vermutet werden. Bürgeraufstände, Regierungswechsel, Einfluss der Europäer oder Umweltkatastrophen wie Tsunamis und Erdbeben können zur Verwüstung der Stätten beigetragen haben. Auch heute noch befinden sich die meisten Ahus in einem schlechten Zustand und die Moais liegen nach vorn gekippt vor ihnen. In den 1950er Jahren wurde damit begonnen, mit Hilfe von schwerem Gerät, die Moais wieder auf ihre Plattformen zu stellen und zu restaurieren. Nach kurzer Zeit ging jedoch das Geld aus, sodass es heute leider nur wenige, aber dafür besonders schöne Ahus mit stehenden Moais, zu besichtigen gibt.
Moai: Unsere Favoriten
Unsere Favoriten sind die Moais am Rano Raraku, die Moais von Tongariki und die Stätte Ahu Nau Nau am paradiesischen Strand von Playa Anakena.
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