Tapati-Fest auf der Osterinsel

Das Tapati Fest ist ein traditionelles Volksfest auf der Osterinsel, welches jährlich Ende Januar veranstaltet wird. Dabei wird die Ankunft der ersten polynesischen Siedler unter ihrem König Hotu Matu’a gefeiert.
Während des Tapati-Festes gewannen wir einen Einblick in die vielen Traditionen der Insulaner und tauchten in die magische Welt der Rapa Nui ein. Um in einem Zeitraum von 15 Tagen eine neue Inselkönigin zu küren, werden verschiedene Wettkämpfe und Wettbewerbe zwischen Teams und Familien-Clans ausgetragen, an denen die Bewohner aber auch die Touristen als Zuschauer teilnehmen dürfen. Damit wir einen Überblick über die verschiedenen Austragungsorte, Austragungszeiten und Disziplinen gewinnen konnten, bekamen wir an einem der Info-Stände ein Prospekt und eine nette Erklärung. Daher galt es die nächsten 6 Tage anhand des Programmes zu planen, um keinen der spannenden Wettbewerbe zu verpassen.

Umu-Festessen

Nach unserer Ankunft wurden alle Insulaner und Touristen nach Playa Anakena eingeladen, um dort am großen, gemeinschaftlichen Festessen „Umu“ teilzunehmen. Das Umu ähnelt dem chilotischen Curanto und bezeichnet ein Festessen, welches in einem riesigen Erdloch auf heißen Steinen, bedeckt mit Bananenblättern, gegart wird. Zutaten des Festessens sind Kartoffeln, Möhren, Klöße, Fisch, Muscheln, Schweinefleisch und Hähnchen. Nachdem das Umu feierlich durch den Bürgermeister und einer polynesische Band zu polynesischen Klängen eröffnet wurde, reihte man sich mit seinem Tellerchen in eine 100m lange Schlange ein. Die Herzlichkeit, Gastfreundschaft und Selbstlosigkeit hat uns zutiefst beeindruckt und wäre in unserer westlichen Welt in dem Maße nicht vorstellbar.

Bananenschlitten-Rennen „Haka Pei“

Nach dem Umu-Festessen wartete dann der wohl gefährlichste und zu gleich spektakulärste Wettbewerb auf uns. Am Fuße des Maunga Pu’i findet das Bananenschlitten-Rennen „Haka Pei“ statt. Nur mit einem Lendenschurz bekleidet stürzen sich die wagemutigen Teilnehmer auf ihren Bananenschlitten in halsbrecherischem Tempo den steilen Hang des Vulkans Maunga Pu’i hinunter. In den vergangenen Jahren kam es immer wieder zu schweren Verletzungen, sodass die lokale Administration im Jahr 2020 diesen Wettbewerb nicht mehr offiziell austragen wollte. Jedoch wurde das Haka Pei kurzer Hand durch die traditionsbewussten Insulaner selbst organisiert. Zum Glück lief das Bananenschlitten-Rennen glimpflich ab, sodass es zu keinen schweren Verletzungen kam und der Krankenwagen nicht gebraucht wurde.

Tapati-Pferderennen

Ein weiteres Spektakel ereignete sich am Folgetag an der Küste zwischen Vaihu und Vinapu. Hier sollte um 10:00 Uhr morgens das legendäre Pferderennen des Tapati-Festes stattfinden. Jedoch stand es aufgrund des miserablen Wetters unter keinem guten Stern. Starker Wind, gelegentliche kleine Schauer boten nicht die besten Voraussetzungen für diesen Wettbewerb, sodass es zu einer Verzögerung von mehr als 2 Stunden kam. Die Jockeys, zu meist Teenager im Alter von 14 Jahren, jagten ihre Pferde ohne Sattel, Steigbügel und Zaumzeug über die 800m lange Strecke ins Ziel. In einem atemberaubenden Tempo und an einer schroffen Steilküste entlang, boten sie Motive für unglaubliche Bilder. Seht am besten selbst!

Abendliche Kultur

Neben den sportlichen Wettkämpfen konnten wir während der Abende auch an ruhigeren, kulturellen Veranstaltungen teilhaben. Auf der Fest-Bühne in Hanga Roa wurden jeden Abend gegen 21:00 Uhr kulturelle Aufführungen geboten. Neben dem Dichterwettstreit, verschiedenen Chor- und Tanzwettbewerben sowie Koch-Contests und Aufführungen der Körperbemalung wurden auch musikalische sowie Talentwettbewerbe veranstaltet. Der Höhepunkt der kulturellen Seite des Tapati-Festes ist ein festlicher Umzug und die endgültige Wahl der Tapati-Königin. Wir waren jeden Abend von dem hohen Besucherandrang bis weit nach Mitternacht, dem regen Interesse der Einwohner und den facettenreichen Aufführungen aufs Neue begeistert.

Triathlon Tau’a Rapa Nui

Ein weiteres Highlight bot sich uns beim traditionellen Triathlon, dem Tau’a Rapa Nui. Ursprünglich bestand dieser Wettkampf aus dem Wettrudern, Wettschwimmen und Wettschleppen der je 20 kg schweren Bananenbündel. Auch wurde er im Jahr 2017 noch im Vulkan Rano Raraku ausgetragen. Um das empfindliche Ökosystem im Vulkankrater zu schützen, beschloss man den Triathlon nach Hanga Roa o Tai, dem Stadtzentrum Hanga Roas, zu verlagern. Die Stimmung am Wettkampftag war sehr gut. Bei mäßigem Wind und viel Sonne gab es auf dem Meer kaum großen Wellen, sodass auch die vorherrschenden Bedingungen einen spannenden Wettkampf versprachen.
In diesem Jahr wurde der Wettkampf gesplittet und das Bananenstaudenrennen einige Tage zuvor ausgetragen. Daher fand der Wettkampf in Form eines Duathlons statt. Während der ersten Disziplin ruderten die jungen Männer in ihren traditionellen Schilf-Kajaks eine abgesteckte Strecke ab. Nachdem sie wieder das Ufer erreichten stiegen sie auf ihre selbstgeflochtenen „Surf-Bretter“ um, auf denen sie eine weitere Strecke liegend und schwimmend bewältigen mussten. Am Ende legten die muskulösen Athleten eine Gesamtdistanz von ca. 3km zurück. Das ganze Event war ein absolutes Highlight und wurde mit der Siegerehrung abgeschlossen.

Das Tapati-Fest mobilisiert mit seinen spektakulären Wettkämpfen und Events sowohl die Inselbewohner als auch die Touristen. Die Wettbewerbe waren in der Regel sehr gut besucht. Als Besucher der Insel haben wir uns stets willkommen und einbezogen gefühlt.